Und plötzlich war alles anders!

Alle mussten sich zwangsläufig auf die veränderten Lebens- und Arbeitsumstände einlassen – ob sie es wollten oder nicht – und dies in einer Schnelligkeit, die atemberaubend war. Pläne und Vorstellungen, wie wir mit unserer Zeit umgehen wollten, sind vollständig durcheinander geraten oder sogar über den Haufen geworfen worden. Wir waren gezwungen, alles Mögliche von jetzt auf gleich zu verändern, sodass die Seele manches Mal Schwierigkeiten hatte, das Tempo zu halten – falls sie überhaupt hinterher kam.

Wir mussten begreifen, was da gerade in der Welt passierte! Eine nicht fassbare Gefahr, ein unsichtbares Virus, das man nicht sehen, schmecken oder riechen konnte, und das trotzdem alles veränderte.

Neue Wortkreationen, wie „systemrelevante Berufe“ entstanden oder Abschiedsredewendungen wie „bleib gesund“ wurden ganz selbstverständlich verwendet, deren Bedeutung noch kurze Zeit davor niemand geahnt hatte.

Corona traf alle, aber sehr unterschiedlich. Einige arbeiteten am Limit – andere mussten zwangsläufig runter fahren und eine berufliche Auszeit nehmen. Viele mussten finanzielle Einbußen verkraften, ganz abgesehen vom plötzlichen Wegfall einer gern ausgeübten Tätigkeit.

Auf der Straße war man mit einer Stille konfrontiert, die man nur von Sonntagen kannte. Nur vereinzelt fuhren Autos, radelten Menschen, gingen Fußgänger. Alles war anders – so, als wenn jemand den Stecker gezogen hätte. Spaziergänger trugen Mund- und Nasenschutz, alle hielten Abstand, ob im Supermarkt oder auf der Straße, und Vieles wurde von vornherein vermieden – vor allem Begegnungen. Und wenn Begegnungen, dann ohne Berührungen, Umarmungen. Lächeln und gezielter Blickkontakt bekamen zwar eine besondere Bedeutung – trotzdem fühlte es sich ganz anders an, manches Mal vielleicht sogar ein bisschen einsam.

Die Notwendigkeit, mit diesen neuen Herausforderungen umzugehen, trotz Kontaktsperre, rückte das Telefon wieder mehr in den Mittelpunkt. Die außer-Kraft-setzung unserer gewohnten Sicherheit im Tagesablauf schaffte Verunsicherung, und die damit verbundenen Gefühlszustände wollten geteilt werden. Es musste vieles anders gedacht, gehandelt und neu gestaltet werden. Je nach persönlichem Arbeitskontext konnte das sehr anstrengend sein und machte Austausch wichtig.

Was war das für ein Geschenk, als die Sonne schien, und uns mit ihren wunderbaren Strahlen verwöhnte. Die Blüten und Blätter entfalteten sich, …eigentlich wie immer im Frühling. Und trotzdem fühlte es sich anders an als sonst. Die Leichtigkeit war weg gerutscht und erschwerte den Frühling in vollen Zügen zu genießen.

Natürlich gab es viele Menschen auf dieser Welt, die mit weitaus schwierigeren Situationen zurecht kommen müssen. Und dies nicht nur zu diesem Zeitpunkt. Und totzdem musste jede/r, und war der eigene Cosmos noch so klein, damit einen Umgang finden.

Vielleicht kann der Satz von Hildegard von Bingen: „Pflege das Leben, wo du es triffst“, für solche Zeiten eine Hilfe sein? Vielleicht sogar eine Strategie, um mit vermeintlichen Ängsten und Sorgen umzugehen? Vielleicht kann der Inhalt dieses Satzes dazu beitragen, mit Ohnmachtsgefühlen in Verhandlung zu treten? Vielleicht gelingt es uns zukünftig, uns mehr auf das Positive und Wesentliche zu fokussieren? Die Rahmenbedingungen unseres Lebens wieder neu wahrzunehmen und ihnen mehr Wert und Qualität einzuräumen? Vielleicht wollen wir eine veränderte Sicht auf Zeit und Geld beibehalten? Vielleicht haben wir gemerkt, bei wem es uns schwer fiel, auf Umarmungen zu verzichten? Vielleicht lernten wir in dieser herausfordernden Zeit Menschen neu kennen? Vielleicht spürten wir erst jetzt, bei wem wir uns besonders verstanden und aufgehoben fühlen?

Machen Sie etwas aus Ihren Erfahrungen!

In diesem Sinne wünsche ich allen, die sich von diesen Zeilen angesprochen fühlen, konstruktive Gedanken.

Birgit Weinand