Die richtigen Fragen zum Jahresbeginn

Zum Jahresanfang möchte ich Ihnen die Geschichte vom mutigen Hasen nahe bringen:

Im Wald herrscht große Unruhe. Es heißt, der Bär ist auf Jagd und hat eine Todesliste erstellt. Alle Tiere fürchten sich unglaublich.
Das Wildschwein will es wissen, geht zum Bären und fragt: „Bär, ist es richtig, dass du eine Todesliste hast?“ – „Ja“, sagt der Bär. „Steh ich auch da drauf?“, fragt das Wildschwein. Der Bär holt einen Zettel aus seinem Pelz und sagt nach einem kurzen Augenblick: „Ja, du stehst drauf.“ Voller Angst dreht sich das Wikdschwein um und läuft weg. Und wirklich, nach zwei Tagen wird es tot aufgefunden.

Daraufhin geht der Fuchs zum Bären. Er fragt: „Bär, ist es richtig, dass du eine Todesliste hast?“ – „Ja“, sagt der Bär. „Steh ich auch da drauf?“, fragt der Fuchs. Wieder holt der Bär seinen Zettel aus seinem Pelz und sagt nach einem kurzen Augenblick: „Ja.“ Der Fuchs geht, und wirklich, nach zwei Tagen ist er tot.

Nun bricht vollends die Panik bei den Waldbewohnern aus und alle verkriechen sich. Nur der kleine Hase macht sich auf den Weg, den Bären aufzusuchen. Mit schlotternden Beinen stellt er sich vor ihn und fragt: „Hey Bär, ist es richtig, dass du eine Todesliste hast?“ – „Ja“, sagt der Bär. „Steh ich da auch drauf?“ fragt der Hase. Der Bär brummt zurück: „Ja, auch du stehst auf meiner Liste.“ „Kannst du mich von der Liste streichen?“ fragt der Hase. „Na klar“, antwortet der Bär, „kein Problem!“ und streicht den Hasen von der Liste.

Und die Moral von der Geschichte?
Die Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, etwas Mut aufzubringen, um seine Interessen und Wünsche direkt und klar zu formulieren. Durch das Aussprechen der eigenen Wünsche und Bedürfnisse haben wir auch die Chance, diese zu realisieren.

Von daher lohnt es sich einmal zu reflektieren, welche Fragen ich selbst gerne vermeide, wo ich mich lieber unterordne oder klein-bei gebe, weil ich Angst vor der Antwort habe, oder Sorge vor Spannungen mit meinem Gegenüber? Aber oft sind es auch reine Vermutungen und ich nehme mich selbst bereits im Vorfeld zurück.
Wo gab es in der Vergangenheit auch Situationen, die vielleicht mit ein paar Fragen hätten gut geklärt werden können? Es stellt sich also die Frage: welche Positionen und Ziele sollte ich vertreten und klären, damit wieder Neues entstehen kann?

Gerade zum Jahresbeginn kann das Bild des mutigen Hasen uns daran erinnern, in den kommenden 12 Monaten die Chancen, die sich durch diese kleine Veränderung ergeben, auszuprobieren.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Start ins Neue Jahr, gespickt mit vielen neugierigen Fragen.

Birgit Weinand